Alle Jahre wieder… veröffentlicht Dovetail Games eine neue Version ihrer Eisenbahn-Simulation Train SIm World. Zwar ist diese zu den meisten veröffentlichten Erweiterungen (Strecken und Lokomotiven) abwärtskompatibel, garantiert wird das nun seit Train Sim World 4 erstmals nicht mehr. An der aufwendigen Anpassung alter Inhalte kann man schließlich nichts mehr verdienen. Da man den Vorgänger aber direkt bei Erscheinen der neuen Version fallen lässt und Updates dafür auch nicht mehr anbietet, ist das schon sehr ärgerlich. Denn eigentlich ist die Simulation als Langzeitbeschäftigung ausgelegt, die dadurch aber ein künstliches Verfallsdatum bekommt.
Erschienen ist Train Sim World 4 für PC, Playstation 4 und 5, spwie Xbox One und Series X/S in drei Versionen: Standard bietet drei Strecken, Deluxe kommt mit einer vierten und zwei zusätzlichen Lokomotiven und im Special Bundle bekommt man insgesamt acht Strecken für knapp 110 €. Ich habe mir die Deluxe Edition für knapp 65 € gekauft, die ich im Folgenden vorstellen möchte. Die ersten drei Strecken sind aber auch in der Standard-Ausgabe enthalten.
Vorarlbergbahn: Lindau – Bludenz
Die deutsche Strecke wurde durch eine österreichische ersetzt. Erstmals kann man also einen ZUg der ÖBB fahren, genauer den TALENT der Baureihe 4024 (siehe Titelbild). Außerdem erhält man die TRAXX-Lokomotive Baureihe 185.2 von RAILION. Was die im Vorarlberg zu suchen hat? Ich weiß es nicht. Schließlich wurde die Strecke im Zustand der 2010er Jahre nachgebaut, also vor der Elektrifizierung von München und dem Bau des neuen Fernbahnhofs Lindau-Reutin. Zu dieser Zeit konnten elektrische Züge nur bis Lindau Hbf verkehren und kamen aus Österreich bzw. der Schweiz. Aus Deutschland zogen Dieselloks die Züge. Man vermisst die Baureihe 1016/1116 (Taurus), die vor Güter- und Fernzügen zum Einsatz kommt. Auch vermisst man St. Magrethen in der Schweiz, wo die (bis Lustenau enthaltene) Nebenstrecke endet. Ansonsten ist die Strecke aber durchwegs ansehnlich und wiedererkennbar.
Im Deluxe Bundle bekommt man auch noch die Baureihe 193 (Siemens Vectron) bon Railpool. Für diese gibt es ein Szenario auf der Strecke. Ja, ein lausiges Szenario!!! Bislang ware für Lokerweiterungen drei üblich, die ansich schon knapp bemessen waren. Freilich ist diese moderne Lok auf der Strecke aber auch fehl am Platz. Auch hätte man wenigstens die ÖBB-Reihe 1293 (selbe Lok) nachstellen können, die sich besser eingefügt hätte.
ECML: Petersborough – Doncaster
Auf nach England! Mit dem Express geht es von Petersborough nach Doncaster, einem Abschnitt der East Coast Main Line (ECML). Aktuell verkehrt dort die LNER mit ihren Azumas. Daneben sind aber auch noch andere Betreiber mit Nahverkehrs- und Güterzügen unterwegs. Davon gibt es aber nichts zu sehen. Zwar ist die Class 66 im verschmutzten EWS-Bemalung mit dabei, aber die ist weder aktuell noch neu. Hauptattraktion ist dann woh die Class 801 Azuma, die es in beiden Bauserien (alls fünf- bzw. neunteiliger Triebzug) ins Spiel geschafft hat. Wer die Thameslink Class 700 (Desiro City) besitzt, der kann in Petersborough damit rangieren bzw. sie dabei beobachten. Mehr nicht, denn sie fahren auf dem Abschnitt Petersborough – London Kings Cross. Auf diesen hat man aus unerfindlichen Gründen verzichtet, denn dort wären weit mehr und attraktivere Zugfahrten möglich gewesen. So rast man mit dem Azuma von A nach B – und wieder zurück. Langweilig. Die Strecke ist zwar ausgesprochen detailreich umgesetzt, aber sicherlich gibt es schönere Strecken im Vereinigsten Königreich. Man hat sich also relativ schnell satt gesehen. Und da ja kaum Abwechslung auf den Schienen herrscht, leidet die Motivation ein ein paar Fahrten.
Im Deluxe Bundle gibt es diese in Form der legendären „Flying Scotsman“ (LNER A1). Mit dieser dampft man im Sonderzug von A nach B. Das ist zwar im Pronzip das Gleiche, wie im Azuma, aber immerhin mit viel Dampf und krachenden Kolbenschlägen. Da freut sich der Eisenbahn-Romantiker in mir. Die Lok ist in aktueller (musealer) Version umgestzt, besitzt also auch über moderne Zugsicherungseinrichtungen. Den Job des Heizers darf man zwar selbst immer noch nicht übernehmen (wurde uns schon bei Erscheinen der ersten Dampfzug-Strecke versprochen), aber damit kann man sich arangieren.
Antelope Valley Line: Los Angeles – Lancaster
In den USA, genauer Kalifornien, dürfen wir uns um den Personennahverkehr von Los Angeles künmern. Von dort führt die Strecke über Burbank und durch Vororte und Täler nach Lancaster. Betrieben wird diese von Metrolink, die moderne EMD F125 Dieselloks mit Doppelstockwagen aus asiatischer Fertigung einsetzt. Die Strecke ist im aktuellen Zustand umgesezt und durchaus wiedererkennbar (kenne aber nur den Abschnitt zwischen L. A. und Burbank).. Güterverkehr findet dort nur noch sehr spärlich zu nächtlichen Zeiten statt. Auf dessen Simulation hat man daher verzichtet und sich so auch entsprechende Loks und Wagen gespart. Deshalb mangelt es auch an Abwechslung auf der Schiene. Ist zwar realistisch, aber besonders in Los Angeles hätte man sich auch Züge der vielen anderen Betreiber gewünscht. Oder auch mal eine vorbeifahrende Metro, denn die erst kürzlich gebautet Erweiterung zur Union Station ist in der Simulation auch vorhanden. Aber da erwarte ich wohl zu viel…
Nahverkehr Dresden
Im Deluxe Bundle gibt es dann doch noch eine deutsche Strecke. Die führt von Riesa nach Dresden und enthält auch die Strecken nach Meißen und Großenhain. Sie erschien vor gut zwei Jahren, also zu Zeiten von Train Sim World 2. Dovetail Games gaben an, diese umfangreich überarbeitet zu haben. Deshalb hatte ich den EIndruck gewonnen, da endlich auch den fehlenden Abschnitt zum Flughafen Dresden zu erhalten. Der fehlt aber leider weiterhin. Auch ist die Zugzielanzeige an der BR 146.2 nachwievor nicht funktionstüchtig. Die wurde kurz nach der Erstveröffentlichung (in der sie funktionierte) totgefixt und an diesem Zustand hat sich bis heute nichts geändert. Echt mies. Ach ja, schon damals stieß der Umstand sauer auf, kein einziges neues Fahrzeug zu bekommen. Dafür hat man mit Quantität versucht, diesen Zustand zu verschleiern. Das führt zu ungewohnt großer Abwechslung auf den Schienen. Neben BR 143 und 146.2 für den Nah- und S-Bahnverkehr bekommt man die Baureihen 185.2 und 185.5 für den Güterverkehr und den Triebwagen Baureihe 442 – leider nur in der dreiteiligen Variante. Rangieren darf man mit Br 363 dann auch noch. Neu hinzu kommt die Siemens Vectron (Br 193) voin Railpool, die anstatt der beiden TRAXX-Loks verwendet werden kann.
Was das große Update nun war, weiß ich nicht. Hier und da hat man ein paar Details geändert, aber das passierte auch schon vor einer Weile. Große Änderungen scheinen nicht vorhanden zu sein. Vermutlich bezieht man sich wohl darauf, dass die Strecke zu den neuen Funktionen von TSW4 kompatibel ist. Ein bißchen mehr Liebe hätte aber nicht geschadet.
Die Neuerungen gegenüber dem Vorgänger
… halten sich in Grenzen. Zwar werden einem neue Tools versprochen, die sind aber teilweise noch gar nicht fertig und werden erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert. Am Bemalungs- und Szenariobaukasten wurden ein paar sinnvolle Verbesserungen vorgenommen. Allerdings braucht man für deren effektive Verwendung weiterhin ein Dovetail-Live-Konto, welches man unständlich anlegen und verknüpfen muss. Das ist besonders auf den Konsolen eine richtige Qual, weil der Vorgang für Computer mit Tastaturen entwickelt wurde. Nein, hier gibt es noch sehr viel Raum nach oben. Ansonsten hat man ein paar dezente Veränderungen an der Benutzeroberfläche vorgenommen und – leider – eine Hintergrundmusik Marke „Fahrstuhlgedudel“ eingebaut. Die lässt sich aber zum Glück in den Optionen abschalten.
Mein Fazit
Ich habe viel zum nörgeln und würde Train SIm World 4 grundsätzlich nur unter Vorbehalt und an echte Eisenbahnfans empfehlen. Im Prinzip ist das Spiel zwar auch ideal für Leute, die mal eben nur ein bißchen Zug fahren wollen, aber die wollen sich normalerweise nicht so tief in die Materie und das Programm einarbeiten, wie es notwendig ist. Auch mag diesen das Spiel dafür zu teuer sein. DTG hat schon bei der letzten Version die Preise für Erweiterungen verteuert, diesmal hat man durch geringeren Umfang die Verteuerung verschleiert. Man bekommt also weniger für’s gleiche Geld.
Ich werde freilich meinen Spaß mit Train Sim World 4 haben, bin aber freilich als Fan auch etwas nachsichtiger und leidenfähiger.
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